Titelangaben
Bissinger, Kerstin:
Environmental Literacy : eine Studie zu Schülervorstellungen, kognitivem Wissen, Umwelteinstellungen und umweltbewusstem Verhalten.
Bayreuth
,
2018
. - 121, V S.
(
Dissertation,
2016
, Universität Bayreuth, Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften)
Volltext
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Abstract
Der Klimawandel samt der prägenden anthropogenen Einflüsse hat weitgreifende Einflüsse auf die Natur mit nicht unerheblichen gesellschaftlichen Konsequenzen, welche in Zukunft noch weiter zunehmen werden (Díaz et al., 2006). Darüber hinaus findet in Industriegesellschaften eine zunehmende Entfremdung von der Natur statt, obwohl die Folgen des Klimawandels ernste Auswirkungen auf Menschen und Ökosysteme haben werden (Dodd & Jones, 2011). Oft beschreiben Jugendliche den Klimawandel als eines der größten Probleme in der heutigen Zeit (Vesterinen et al., 2016) und benötigen entsprechend eine angemessene Vorbereitung für ihr späteres Erwachsenensein. Environmental Literacy umschreibt ein aktuelles Schlüsselkonzept der Umweltbildung, das Wissen, Einstellungen und umweltbewusstes Verhalten angemessen in Lehransätze miteinbezieht. Insbesondere individuelles Wissen stellt eine benötigte Kompetenz dar, um beispielsweise der durch mediale Präsentation von diversen und komplexen Informationen hervorgerufenen Unsicherheit, bezüglich der Ursachen und Folgen des Klimawandels, entgegenzuwirken (Bord et al. (2000), Fortner et al. (2000)). Ziel der vorliegenden Studie ist die Evaluierung eines Unterrichtsmoduls zum Thema Regenwald und Klimawandel, welches speziell zur individuellen Förderung der Environmental Literacy entwickelt wurde. In diesem Rahmen wurden im Vorfeld Schülervorstellungen untersucht, um wissenschaftlich nicht korrekte, sogenannte "alternative Vorstellungen", gezielt in der Lerneinheit ansprechen zu können (Teilstudie A). Hierbei zeigte sich, dass wissenschaftlich korrekte Konzepte über Photosynthese und Holzbildung mit alternativen Konzepten in den vorhandenen Schülervorstellungen koexistieren. Wissenschaftlich nicht-korrekte alternative Konzepte benötigen entsprechend besondere Aufmerksamkeit im Rahmen des Lernszenarios. Das von Kaiser et al. (2008) vorgeschlagene Umweltkompetenzmodell, welches Wissen (unterteilt in drei Wissensdomänen), naturwertschätzende Einstellungen und Intentionen für umweltbewusstes Verhalten kombiniert, diente als theoretischer Rahmen für die Erstellung des Lernszenarios. In Teilstudie B wurde das vorgeschlagene Modell um zusätzliche Komponenten, konkret dem 2-MEV (Major Environmental Values) Modell (mit den Variablen Preservation und Utilization) sowie dem Inclusion of Nature in One's Self -Konzept (Variable "Naturverbundenheit"), erweitert. Dabei wurde die theoretische Mediation zwischen Wissen und Verhalten durch umweltschützende Tendenzen gezeigt, wobei Systemwissen keinen empirischen Einfluss auf umweltbewusstes Verhalten aufweist. Da Klimawandel mit traditionellen Lernmethoden in kurzen Lerneinheiten nicht zielführend unterrichtet werden kann, befasst sich Teilstudie C mit der Evaluierung eines e-Learning-Szenarios, welches Originaldaten zum Klimawandel einbezieht. Die teilnehmenden Schüler konnten ihr Wissen durch das e-Learning-Szenario erweitern. Dabei bestätigten die Schüler dem Lernszenario eine hohe Qualität (basierend auf Schulnoten)und eine einfache Handhabung (basierend auf einem geringen cognitive load). Entsprechend wurde das e-Learning-Szenario zur Komplementierung der hands-on Lernstationen genutzt. Das kombinierte Lernszenario wurde in der informalen Lernumgebung eines botanischen Gartens durchgeführt und evaluiert (Teilstudie D). Das Lernszenario führte zur Wissensakquisition, der nachhaltigen Steigerung der Naturverbundenheit und einer leichten Veränderung ausgewählter Verhaltensintention (Konsum- und vikariierendes Verhalten)und förderte somit Environmental Literacy. Zusammengefasst zeigt sich, dass alternative Konzepte bezüglich Photosynthese und Holzbildung weiterhin existieren und sogar mit wissenschaftlich korrekten Konzepten koexistieren. Die Förderung von integrierten Wissens-Profilen benötigt beständige Wiederholung sowie direktes und kombiniertes Lehren. Systemwissen zeigte jedoch keinen Einfluss auf Umwelteinstellungen oder umweltbewusstes Verhalten, welche bedeutende Kompetenzen von Environmental Literacy sind. Entsprechend wäre eine Verschiebung der gelehrten Wissensarten in Richtung Handlungs- und Effektivitätswissen sowie eine Förderung von umweltbewussten Einstellungen wünschenswert, um Environmental Literacy zu fördern. Hierfür erweist sich e-Learning gepaart mit hands-on Lernstationen in einer authentischen Lernumgebung, wie einem botanischen Garten, als gut geeignet alle Kompetenzbereiche der Environmental Literacy zu steigern.
Abstract in weiterer Sprache
Anthropogenic influences on nature have produced and will produce major consequences for societies (Díaz, Fargione, Chapin, & Tilman, 2006). Yet, people within industrialized societies have become increasingly dissociated from the natural world although climate change promises serious implications for humans and ecosystems (Dodd & Jones, 2011). Adolescents often describe climate change as one of today's biggest problems (Vesterinen, Tolppanen, & Aksela, 2016) which requires specific preparation for the adults of tomorrow to cope with their future challenges. Environmental Literacy is a major educational key concept in our times promoting knowledge, attitudes and behaviors to encounter such environmental challenges. Especially knowledge is a needed competence to tackle the uncertainty which is raised by the medial presentation of divers and complex information patterns (Bord, O'Connor, and Fisher (2000), Fortner et al. (2000)). The present thesis' objective was to develop and evaluate a learning scenario aiming to promote Environmental Literacy. For this purpose students' conceptions were assessed to specifically address potential alternative conceptions (study A). Thereby, it became apparent that students intermingle scientific sound concepts about photosynthesis and wood-synthesis with alternative ones which need special attention within the intervention. The recently proposed environmental competency model (Kaiser, Roczen, & Bogner, 2008) which comprised knowledge appreciative attitudes and behavioral intentions served as a theoretical framework for the Environmental Literacy learning scenario. Within study B the proposed model is expanded by two additional attitudinal components, namely the 2-MEV model and the INS concept. Thereby, the connection between knowledge and behavior was shown to be theoretically promoted by preservation tendencies with system-related knowledge lacking any influence on behavior. As climate change is not observable within a short term-intervention by traditional means study C evaluated an e-Learning scenario which offers authentic climate change data. Students gained knowledge and endorsed the learning scenario's high quality as well as a high usability based on a low cognitive load. Therefore, this scenario was used to complement a hands-on intervention in an outreach environment: a botanical garden (study D). The intervention induced knowledge acquisition, positive attitudes and even subtle behavioral shifts regarding consumer and vicarious behavior, thus, promoted environmental literacy. In conclusion, alternative concepts about photosynthesis and wood synthesis are still existing and even intermingled with scientific ones. Integrated knowledge profiles' promotion requires steady repetition as well as direct and combined teaching. System-related knowledge, however, has no influence on attitudes or behavior which are major components of Environmental Literacy. Consequently, a shift towards action- and effectiveness-related knowledge as well as attitudes should be fostered within formal and informal contexts. Thereby, e-Learning paired with authentic learning environments such as botanical gardens were shown to be well-suited to support this endeavor.