Titelangaben
Lorenzen, Frauke:
Weiterbildung und regionale Kooperations- und Netzwerkaktivitäten zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen - das Beispiel der Lernenden Region Bodensee.
Bayreuth
,
2005
(
Dissertation,
2006
, Universität Bayreuth, Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften)
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Abstract
Der Ansatz der Lernenden Region, der sich als weiteres Netzwerkkonzept für eine endogen induzierte Regionalpolitik versteht und auf Gestaltungskraft regionaler Akteure zur Überwindung von regionalen Problemen setzt, verbindet die Grundsätze von intraregionalem Lernen und Kooperieren. Aufgegriffen wurde dieses Konzept im Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Namen "Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken", in dem deutschlandweit rund 70 modellhafte, regionale Netzwerke gefördert werden. Dazu zählt auch die Lernende Region Bodensee (LRB), die in der vorliegenden Arbeit als Untersuchungsraum dient. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1.Ein pauschales Urteil über den Stellenwert, den die befragten KMU der betrieblichen Weiterbildung beimessen, lässt sich nur schwer fällen. Ein differenzierterer Blick zeigt jedoch, dass vor allem die kleinen Unternehmen (bis 20 Beschäftigte) Weiterbildung in ihrer Bedeutung als weniger wichtig einstufen. 2. Die bereits in der Literaturanalyse herausgefilterten, potenziellen Defizite von KMU im Weiterbildungsbereich werden durch die Befragungsergebnisse weiter untermauert. Weiterbildung wird noch nicht durchgängig als Investition in das Humankapital begriffen. Es fehlen zum einen strategische, zum anderen finanzielle Voraussetzungen. Der Fokus liegt daneben vorwiegend auf produktionsbezogenen Weiterbildungsmaßnahmen und weniger auf der Schulung von Schlüsselqualifikationen, wie z.B. Kommunikationsfähigkeiten. 3. Für die kleinen und mittelständischen Unternehmen in der LRB spielt Weiterbildung mit multimedialen Lernmitteln eine untergeordnete Rolle. Auch Weiterbildungsangebote werden selten über das Internet abgefragt (nur 16% der KMU nutzen das Medium "oft"). Daher ist vermutlich das Interesse an einer regionalen "Multimedia-Strategie" gering. 4. Jeweils ein knappes Drittel der Unternehmen unterhält mit mindestens einem anderen regionalen Betrieb oder einer (Weiter)-Bildungsinstitution eine kooperative Beziehung. Dabei handelt es sich vorwiegend um zeitlich limitierte, projektorientierte Kooperation. Die Teilnahme an Netzwerkaktivitäten ist dagegen wenig ausgeprägt. Ausschlaggebend für die Nichtteilnahme an kooperativen Aktivitäten ist weniger die Furcht vor Wettbewerbsnachteilen durch Know-how Abfluss, sondern eher ein Zeitproblem. Gerade kleine Unternehmen, die eine hohe Personalauslastung haben, geben an, im "Alltagsgeschäft" nicht die Zeit zum Networking zu finden. 5. Die Entstehung und Zusammenarbeit in Kooperationsverbünden oder Netzwerken wird von zwei zentralen Faktoren begünstigt. Projektorientierte ein- oder zweidimensionale Kooperationen profitieren erstens von der Existenz vorhandener Netzwerkstrukturen. Der Erhalt von Netzwerkstrukturen wird zweitens durch formale Steuerungs- und Organisationsstrukturen gefördert. 6. Kooperierende bzw. netzwerkende KMU in der LRB zeichnen sich durch andere Denkmuster und Organisationsstrukturen von nicht-kooperativen aus. Sie schätzen Weiterbildung in ihrer Bedeutung nicht nur wesentlich höher ein, sondern arbeiten dementsprechend auch professioneller und offerieren ihren Mitarbeitern qualitativ höherwertige Lerninfrastrukturangebote. 7. Für den Raumbezug der LRB spielen aus Sicht der Unternehmen und Weiterbildungseinrichtungen die administrativ festgelegten Grenzen eine untergeordnete Rolle. Die realen Verflechtungen im (Weiter)-Bildungssektor sind von größerer Bedeutung. Einbezogen werden auch angrenzende Räume, wie z.B. der Landkreis Ravensburg und das österreichische Vorarlberg. 8. Die Lernende Region Bodensee ist bei der Zielgruppe KMU nur unzureichend bekannt. Lediglich ein Fünftel der befragten Unternehmen gibt an, die LRB zu kennen. 9. Weiterbildung ist regional. Drei Viertel aller KMU in der LRB befriedigen ihre Weiterbildungsbedürfnisse nach Möglichkeit fast ausschließlich in der Region. Weitere Wege werden nur in Kauf genommen werden, wenn besondere, in der Region nicht verfügbare Qualifikationsangebote benötigt werden. Besonders letztere Erkenntnis, dass Weiterbildung vor allem regional orientiert ist, eröffnet der Lernenden Region Bodensee gute Chancen, die vorhandenen Potenziale aufzugreifen und zusammenzuführen. Angelehnt an die von der LRB formulierten zwei Ziele erstens ein Netzwerk aufzubauen, das bildungsbereichs- und trägerübergreifende, innovative Projekte entwickelt, und zweitens KMU bei der Professionalisierung der Weiterbildungsstrukturen zu unterstützen, werden in der vorliegenden Arbeit abschließend Handlungsempfehlungen aufgestellt. Diese beinhalten einen phasenspezifischen Auf- und Ausbau einer Netzwerkstruktur, sehen eine räumliche Erweiterung des Netzwerkes über die bestehenden formalen Grenzen vor und betonen eine begleitende Informations- und Kommunikationspolitik für das Netzwerk selbst und das Anliegen, KMU für die Bedeutung von Weiterbildung und lebenslanges Lernen zu sensibilisieren.
Abstract in weiterer Sprache
The approach of "Learning Regions" - which is part of the endogenous concepts where regional actors themselves are capable of solving their economic and social problems - is based on two central points: intra-regional learning, cooperation and networking. The national program "Learning Regions – Providing Support for Networks" originated by the German Ministry of Education and Science and involving around 70 regional model-networks in Germany refers to this approach. The empirical research work presented here was conducted in one of the model-regions, the Learning Region of Lake Constance (LRLC). The main results can be summarized as followed: 1. A general evaluation on how SME in the LRLC consider further education cannot be easily drawn. A differentiating view shows that especially the small enterprises (up to 20 employees) consider education as less important. 2. The organizational and strategic deficits of SME concerning further education which were already pointed out in the analysis of other scientific studies can be proved. Further education is not yet considered as an investment in human capital by the SMEs within the LRLC. There is a lack of strategic and financial planning and investment. Besides that educational measures still focus mainly on productive skills and neglect the importance of soft skills like communication skills. 3. E-Learning and multimedia tools do not play an important part in further education and only a small percentage (16%) of SME often uses the internet as a medium to get information about education supplies. Thus a regional multimedia strategy is not of great interest for the SMEs. 4. Almost a third of the SMEs cooperate either with another regional company and/or with an educational institution. These cooperation activities concentrate on special and time-limited projects. General networking is not very important to SMEs. The main reason why enterprises do not take part in cooperative activities is due to the restriction of time. The fear of losing know-how is less important. Small enterprises in particular do not have the time for networking. 5. Two central factors influence the emergence of cooperation and networking. First, cooperative activities profit from existing networks and second, networks profit from formal structures which help to organize and control networks. 6. Cooperating and networking enterprises differ from those which are not involved in any cooperating activities. Cooperating SMEs value further education not only more highly but they work even more professionally and offer a better learning infrastructure. 7. The three administrative districts that comprise the official Learning Region of Lake Constance are not of any interest for regional SMEs. The real interlinks of the educational sector are more important and include neighbour regions like the district of Ravensburg and part of "Vorarlberg" in Austria. 8. The Learning Region of Lake Constance is rarely known by the target group SME. Only 20% of the enterprises interviewed state to know the LRLC. 9. Further education takes place in the region. Three quarters of the enterprises regularly profit from the regional supply and only source more distantly if SMEs cannot accomplish their ideas within the local area. The knowledge that further education is mainly realized within the region offers a real chance for the Learning Region of Lake Constance. Taking into consideration that the two main targets of the national program "Learning Regions" are first, the development of networks connecting all kinds of organizations involved in creating innovative educational projects and second, the establishment of professional education structures within SMEs, the present study recommends a strategy for the further development of the LRLC. It includes a strategy to build up a networking infrastructure, recommends extending the existing learning region (currently limited to the three administrative districts) and emphasizes a stronger communication and information policy to sensitize SMEs to the importance of further education and lifelong learning.
Weitere Angaben
Publikationsform: | Dissertation (Ohne Angabe) |
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Keywords: | Weiterbildung; Klein- und Mittelbetrieb; Unternehmenskooperation; Regionale Kooperation; Kooperatives Lernen; Lernende Region; multimediale Lernapplikation; Bodensee; Netzwerk; learning region; further education; sme; co-operation; network |
Themengebiete aus DDC: | 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 550 Geowissenschaften, Geologie |
Institutionen der Universität: | Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Geowissenschaften Fakultäten Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften |
Sprache: | Deutsch |
Titel an der UBT entstanden: | Ja |
URN: | urn:nbn:de:bvb:703-opus-2274 |
Eingestellt am: | 25 Apr 2014 16:03 |
Letzte Änderung: | 25 Apr 2014 16:03 |
URI: | https://epub.uni-bayreuth.de/id/eprint/819 |