URN zum Zitieren der Version auf EPub Bayreuth: urn:nbn:de:bvb:703-epub-8195-0
Titelangaben
Heidenreich, Heiko:
Governance in Esports : Studies on Organizational Legitimacy and Stakeholder Demands.
Bayreuth
,
2025
(
Dissertation,
2024
, Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät)
Volltext
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Abstract
This dissertation investigates the governance of electronic sports (esports), focusing on the integration and legitimacy of non-profit associations in a profit-driven ecosystem. Esports, a rapidly growing industry, faces unique governance challenges due to its commercial nature and fragmented organizational structure dominated by game publishers. Drawing on a theoretical framework combining stakeholder theory, network governance, and institutional logics, this dissertation addresses how esports associations can navigate tensions between profit-oriented stakeholders and grassroots communities to fulfill a regulatory and supportive role. The research is based on three social-science articles that examine esports governance and two additional physiological studies contributing to the debate on whether esports qualifies as a sport. The first article investigates legitimacy strategies employed by esports associations, emphasizing their potential to achieve partial legitimacy by filling specific niches within the ecosystem. The second article explores fans' sentiments, revealing strong oppositionality to institutionalization while acknowledging the potential benefits of associations. The third article uses the video game publisher Riot Games as a case and examines consumer perceptions of corporate image and trust of the companies' hybrid identities as a publisher, governing authority, and socially responsible organization. The findings suggest that non-profit esports associations can play a critical role by bridging the gap between market and social logics, adopting a community logic that supports both business actors and grassroots stakeholders. Associations are best positioned as facilitators of, for instance, fair competition, players' protection, and talent promotion, thus, complementing publishers' profit-driven focus. As an excursus, two physiological articles demonstrate that esports lacks the health benefits of traditional sports. The studies reveal that esports primarily induces mental stress rather than physical exertion, contributing to ongoing debates on an official recognition of esports as a proper sport. In the concluding reflection, it is argued that novel governance structures are needed for esports, emphasizing flexibility and stakeholder collaboration over the established hierarchical models. By addressing legitimacy gaps and fostering coopetition within a business model network, associations can contribute to the sustainability and integrity of the esports ecosystem. The findings also have broader implications for governance in other leisure activities organized in competitive formats (so-called sportification), underscoring the importance of balancing community needs and commercial interests.
Abstract in weiterer Sprache
Diese Dissertation untersucht die Governance des elektronischen Sports (Esports) und setzt den Schwerpunkt darauf, wie gemeinnützige Verbände in einem profitorientierten Ökosystem integriert werden können und wie sie sich legitimieren. Esports ist eine dynamisch wachsende Branche, die aufgrund ihrer ausgeprägten kommerziellen Ausrichtung und der dominanten Rolle der Spieleentwickler vor besonderen regulatorischen Herausforderungen steht. Als theoretischer Rahmen dienen die Stakeholder-Theorie, Netzwerk-Governance und institutionelle Logiken, um besser zu verstehen, wie Verbände Spannungen zwischen profitgetriebenen und community-orientierten Akteuren ausgleichen und dabei eine regulierende sowie unterstützende Funktion ausüben können. Die Forschungsarbeit stützt sich auf drei sozialwissenschaftliche Artikel zur Esports Governance und zwei ergänzende physiologische Studien, welche die Einordnung von Esports als Sport hinterfragen. Im ersten Artikel werden Legitimierungsstrategien von Esports-Verbänden untersucht. Hier zeigt sich, dass Verbände durch die Besetzung spezifischer Nischen im Ökosystem partielle Legitimität erlangen können. Der zweite Artikel beleuchtet Fanmeinungen, die einerseits eine deutliche Ablehnung gegenüber der fortschreitenden Institutionalisierung äußern, andererseits aber die Vorteile gemeinnütziger Verbände anerkennen. Im dritten Artikel liegt der Fokus auf der Wahrnehmung von Riot Games als Publisher, Regulierungsinstanz und sozial verantwortliches Unternehmen. Dabei wird untersucht, inwiefern diese hybriden Rollen die Einstellungen von Fans in Bezug auf das Corporate Image sowie das Vertrauen in Riot Games beeinflussen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass gemeinnützige Esports-Verbände eine zentrale Rolle spielen können, indem sie die Lücke zwischen markt- und sozialorientierten Logiken schließen. Einer Gemeinschaftslogik folgend sind sie in der Lage, sowohl wirtschaftlich orientierte Stakeholder als auch Interessengruppen an der Basis der Esports-Community zu unterstützen. Insbesondere können Verbände eine Vermittlerrolle einnehmen, indem sie beispielsweise faire Wettbewerbsbedingungen schaffen, Spieler:innen schützen und Talente fördern – und damit die vorwiegend profitorientierten Aktivitäten der Publisher effektiv ergänzen. Als Exkurs zeigen die beiden physiologischen Studien, dass Esports im Gegensatz zu traditionellen Sportarten kaum Gesundheitsvorteile aufweist, sondern in erster Linie zu mentalem Stress führt. Diese Forschungen leisten einen Beitrag zur anhaltenden Debatte um eine offizielle Anerkennung von Esports als Sport. In der abschließenden Reflektion wird argumentiert, dass für Esports neuartige Governance-Strukturen erforderlich sind, die entgegen den etablierten hierarchischen Modellen stärker auf Flexibilität und Kollaboration zwischen den beteiligten Akteuren setzen. Gemeinnützige Verbände können vorhandene Legitimitätslücken adressieren und durch sog. „Coopetition“ innerhalb des businessorientierten Netzwerks einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit und Integrität des Ökosystems leisten. Zugleich liefern die Einsichten Impulse für die Governance anderer Freizeitaktivitäten, die in wettbewerbsähnlichen Formaten organisiert werden (sog. Sportification). Zentral ist in dem Kontext, einen Ausgleich zwischen den Erwartungen der Community und ökonomischen Interessen anzustreben.