URN zum Zitieren der Version auf EPub Bayreuth: urn:nbn:de:bvb:703-epub-7971-5
Titelangaben
Bauer, Alexander:
Die Musterfeststellungsklage nach §§ 606 ff. ZPO in grenzüberschreitenden Massenschadensereignissen mit besonderem Bezug zu Österreich.
Bayreuth
,
2024
. - 266 S.
(
Dissertation,
2024
, Universität Bayreuth, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)
Volltext
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Abstract
Die fortschreitende Standardisierung, Digitalisierung und Globalisierung führen im europäischen Binnenmarkt dazu, dass grenzüberschreitende Massenschadensereignisse, wie der im Jahr 2015 bekanntgewordene VW-Dieselskandal, eine Vielzahl von Verbrauchern gleichermaßen schädigen. Die europäischen Mitgliedstaaten reagieren auf die immer weitere Zunahme solcher Massenschadensereignisse mit der Einführung bzw. dem Ausbau ihrer nationalen Kollektivrechtsschutzsysteme. In Deutschland trat am 1. November 2018 das Gesetz zur Einführung einer zivilprozessualen Musterfeststellungklage in Kraft. Die europaweite Streuung von Massenschadensereignissen hat jedoch bisweilen kein gemeinsames gerichtliches Vorgehen aller in der EU betroffenen Verbraucher durch die Anstrengung eines gemeinsamen Prozesses vor dem Gericht eines EU-Mitgliedstaates zur Konsequenz, obwohl sich ein solches als besonders effektiv und ressourcenschonend darstellen würde. Diese im europäischen Kollektivrechtsschutz de lege lata bestehende Gemengelage gibt Anlass, die deutsche Musterfeststellungsklage aus Perspektive grenzüberschreitender Massenschadensereignisse zu betrachten und zu untersuchen, ob diese ein geeignetes und effektives Mittel zur umfassenden und gemeinsamen Bewältigung grenzüberschreitender Massenschadensereignisse darstellt. Untergliedert in acht Kapitel, macht es sich die Arbeit schwerpunktmäßig zur Aufgabe die allgemeinen und besonderen Prozessvoraussetzungen der Musterfeststellungsklage hinsichtlich ihrer Anwendung auf ausländische Verbraucher, ausländische Verbraucherschutzorganisationen und ausländische Unternehmer zu untersuchen. Die grenzüberschreitende Perspektive wird dabei vornehmlich aus österreichischer Sicht eingenommen. Es wird dabei aufgezeigt, dass die deutsche Musterfeststellungsklage im Vergleich zu Kollektivrechtsschutzsystemen anderer EU-Mitgliedstaaten durchaus als fortschriftlich bewertet werden kann. Anders als in vielen Mitgliedstaaten wird die Verbandsklagebefugnis ausländischer Verbraucherschutzorganisationen ausdrücklich geregelt und die Teilnahme ausländischer Verbraucher an der Musterfeststellungsklage zugelassen. Diese Regelungen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Praxis ausländische Organisationen nicht auf die Musterfeststellungsklage zurückgreifen werden und ein gerichtliches Vorgehen, das alle in- und ausländischen Verbraucher gleichermaßen betrifft, von vornherein nicht angestrebt wird. Die Arbeit legt argumentativ dar, dass die Gründe hierfür sowohl im europäischen als auch im deutschem Recht zu finden sind und ohne stärkere Implementierung von Kollektivrechtsschutzelementen eine grenzüberschreitende gerichtliche Aufarbeitung von Massenschadensereignissen nicht stattfinden wird.
Abstract in weiterer Sprache
Advancing standardization, digitalization and globalization in the European single market mean that cross-border mass damage events, such as the VW diesel scandal that came to light in 2015, harm a large number of consumers in equal measure. The European member states are responding to the ever-increasing number of such mass damage events by introducing or expanding their national collective redress systems. In Germany, the Act on the Introduction of a Model Declaratory Action in Civil Procedure came into force on November 1, 2018. However, the Europe-wide dispersion of mass damage events sometimes does not result in joint legal action by all consumers affected in the EU through joint proceedings before the court of an EU member state, even though this would be particularly effective and save resources. This mixed situation existing in European collective redress de lege lata gives reason to consider the German model declaratory action from the perspective of cross-border mass damage events and to examine whether it is a suitable and effective means of comprehensively and jointly dealing with cross-border mass damage events. Divided into eight chapters, the work focuses on examining the general and specific procedural requirements of the model declaratory action with regard to its application to foreign consumers, foreign consumer protection organizations and foreign entrepreneurs. The cross-border perspective is taken primarily from an Austrian point of view. It is shown that the German model declaratory action can certainly be regarded as progressive in comparison to collective redress systems in other EU Member States. Unlike in many Member States, the right of foreign consumer protection organizations to bring collective actions is expressly regulated and the participation of foreign consumers in the model declaratory action is permitted. However, these regulations cannot conceal the fact that in practice foreign organizations will not resort to the model declaratory action and that legal action that affects all domestic and foreign consumers equally is not sought from the outset. The paper argues that the reasons for this can be found in both European and German law and that without stronger implementation of collective redress elements, cross-border judicial processing of mass damage events will not take place.