URN zum Zitieren der Version auf EPub Bayreuth: urn:nbn:de:bvb:703-epub-7073-3
Titelangaben
Berbée, Paul:
Migration and Regional Development.
Bayreuth
,
2023
. - x, 219 S.
(
Dissertation,
2023
, Universität Bayreuth, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)
Volltext
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Abstract
The overarching topic of this cumulative dissertation is the interaction between immigration, labor market outcomes and regional inequality with a focus on post-1945 Germany. Chapter 1 investigates the regional labor demand effects of the 2015 influx of refugees to Germany. By exploiting the initial employment ban during asylum procedures, the study isolates demand from potential supply effects. The findings align with a theoretical framework with non-homothetic demand: Refugee inflows increased local demand for non-tradable goods and services, resulting in significant employment opportunities for native workers. However, these gains were short-lived, and no wage effects were observed. The analysis combines regional employment data, individual wages, and detailed administrative information on refugee allocations to establish causal effects. Chapter 2 explores the long-term consequences of early industrialization on regional development in West Germany. The study presents descriptive evidence on the spatial distribution of economic activity over the past century, highlighting a shift in regional economic activity from the North to the South. Leveraging access to coal as an instrumental variable for early industrialization, the study demonstrates its positive impact on economic development before World War II, which turned into a burden in the post-war period. The study examines the contribution of industrialization to the decline and subsequent increase in regional inequality, considering mechanisms such as innovation, local policy environment, and human capital accumulation. Chapter 3 provides a comprehensive analysis of the labor market integration of immigrants in Germany over the past five decades. Using extensive data from the German microcensus, the study differentiates between many different immigrant groups and examines employment and income gaps between immigrants and native-born workers. The analysis reveals persistent employment gaps that widen over time for some groups. Furthermore, it shows that a small set of educational and demographic characteristics can explain most of the cross-sectional variation in integration outcomes and their deterioration over time. The chapter concludes with case studies on integration forecasts for refugees arriving around 2015 and after the Russian invasion of Ukraine. Chapter 4 focuses on the labor market biographies of "guest workers" in Germany, recruited in the 1960s and early 1970s. Utilizing individual data from social security registers and pension accounts, the study demonstrates that employment rates were initially high but declined rapidly in the 1990s, particularly among Turks. The chapter investigates contributing factors to this employment collapse, including new immigration, the 1993 recession, and task-biased technical change. The results highlight the significant role played by the decline in low-skilled manual employment after the recession in the employment decline of recruited Turks. The chapter also underscores the lower likelihood of Turkish workers returning to their home country when laid off in the 1990s, further exacerbating their poor labor market outcomes in Germany.
Abstract in weiterer Sprache
Diese kumulative Dissertation analysiert die Wechselwirkungen zwischen Einwanderung, dem Arbeitsmarkt und regionaler Ungleichheit in Deutschland seit 1945. Kapitel 1 analysiert die Auswirkungen der Fluchtzuwanderung um das Jahr 2015 auf die regionale Arbeitsnachfrage. Da Geflüchtete anfangs einem Beschäftigungsverbot unterlagen, kann ein reiner kausaler Nachfrageeffekt isoliert werden. Die Ergebnisse sind im Einklang mit einem theoretischen Modell mit nicht-homothetischer Nachfrage: Die Aufnahme von Geflüchteten erhöhte die Nachfrage nach nicht-handelbaren Dienstleistungen und schuf in erheblichem Umfang neue Jobs für Einheimische. Die Beschäftigungsgewinne waren jedoch nur von kurzer Dauer, und es konnten keine Lohneffekte festgestellt werden. Die Studie kombiniert regionale Beschäftigungsdaten mit detaillierten administrativen Informationen zur Flüchtlingsverteilung. Kapitel 2 untersucht die langfristigen Effekte von Industrialisierungsprozessen im 19. Jahrhundert auf die regionale Entwicklung in Westdeutschland in den vergangenen 100 Jahren. Die Studie dokumentiert eine Verlagerung der regionalen Wirtschaftskraft von Norden nach Süden. Die regionale Ungleichheit ging bis etwa 1980 zurück, bevor sie in der jüngeren Vergangenheit wieder anstieg. Zugang zu Kohle dient als Instrument, um kausale Effekte von Frühindustrialisierung zu identifizieren. Diese hatte zunächst positive Auswirkungen auf den regionalen Wohlstand, nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie aber zunehmend zu einer Belastung. Als Wirkmechanismen werden Innovationstätigkeit, das lokale politische Umfeld sowie die Akkumulation von Humankapital berücksichtigt. Kapitel 3 bietet einen umfassende Überblick über die Arbeitsmarktintegration von Einwanderern in Deutschland über mehr als 50 Jahre. Mithilfe umfangreicher Daten aus dem Mikrozensus werden Beschäftigungs- und Einkommensunterschiede zwischen verschiedenen Zuwanderergruppen und Einheimischen verglichen. Es zeigt sich, dass Beschäftigungslücken über viele Jahre bestehen bleiben und für neuere Migrantengruppen sogar noch größer geworden sind. Anhand weniger sozio-ökonomischer und demografischer Kennzahlen lässt sich der Integrationserfolg größerer Migrantengruppen gut vorhersagen. Das Kapitel schließt mit Fallstudien über die Integration von Flüchtlingen, die um das Jahr 2015 oder nach dem russischen Überfall auf die Ukraine angekommen sind. Kapitel 4 nimmt die Arbeitsmarktbiografien der sogenannten Gastarbeiter in den Blick. Mithilfe verknüpfter Individualdaten aus Renten- und Sozialversicherungsregistern zeigt die Studie, dass sich die zuvor hohen Beschäftigungsquoten der türkischen Zuwanderer Anfang der 1990er Jahre dramatisch verschlechterten. Es wird untersucht, wie neue Zuwanderung, die 1993er Rezession und technologischer Wandel zu diesem Beschäftigungsrückgang beigetragen haben. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass vor allem Türken vom Rückgang niedrig qualifizierter, manueller Tätigkeiten betroffen waren. Darüber hinaus kehrten Türken seltener als andere Gastarbeiter in ihre Heimat zurück, wenn sie ihren Job verloren, sondern blieben häufiger in Deutschland und bezogen Sozialleistungen.