URN zum Zitieren der Version auf EPub Bayreuth: urn:nbn:de:bvb:703-epub-6762-3
Titelangaben
Hecht, Justin:
Soziale Determinanten der Gesundheit – Empirische Analyse sozialer Einflussfaktoren auf individueller und räumlicher Ebene.
Bayreuth
,
2022
. - XIV, 169 S.
(
Dissertation,
2022
, Universität Bayreuth, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)
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Abstract
Das Thema soziale Ungleichheit in der Gesundheit findet in der Public Health- und sozialepidemiologischen Forschung seit vielen Jahren große Aufmerksamkeit. Auch in Deutschland belegen zahlreiche empirische Studien den Zusammenhang zwischen abnehmendem Sozialstatus und schlechter Gesundheit. Dieser „soziale Gradient“ zeigt trotz umfangreicher Forschung und öffentlichem Interesse im Zeitverlauf keine Tendenz sich zu verringern. Aufgrund der Aktualität und Relevanz der Thematik untersucht die vorliegende Arbeit soziale Determinanten der Gesundheit in Deutschland. Zu Beginn der Arbeit wird hierzu die Entwicklung des Forschungsgebiets auf internationaler Ebene dargestellt sowie theoretische Grundlagen erörtert. Im Anschluss fasst eine umfangreiche Literaturübersicht mit Hilfe einer systematischen Querverweissuche den aktuellen Forschungsstand empirischer Studien in Deutschland zusammen. Die Ergebnisse zeigen, dass für eine Vielzahl an Krankheiten ein Zusammenhang mit Einflussfaktoren auf individueller und sozialräumlicher Ebene gefunden werden kann. Die Einordnung und Kontrastierung der Studien erlaubt, neue Forschungsperspektiven zu identifizieren. Diese bilden die Grundlage der darauffolgenden empirischen Analysen, welche umfangreiche Befragungsdaten der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ des Robert Koch-Instituts nutzen. Zum einen wird der Einfluss sozialer Einflussfaktoren auf den Gesundheitszustand auf Bundesebene untersucht. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die sozioökonomischen Faktoren Einkommen, Bildung und Arbeit auch bei Berücksichtigung intermediärer Faktoren einen eigenständigen und signifikanten Einfluss auf die Gesundheit ausüben. Durch die Verknüpfung mit aggregierten Raumdaten kann ebenso gezeigt werden, dass der soziale Gradient je nach Attraktivität des Lebensraums unterschiedlich ausgeprägt ist und spezifische Faktoren wie z.B. eine hohe Ärztedichte oder eine geringe Feinstaubbelastung im Zusammenhang mit einem guten subjektiven Gesundheitszustand stehen. Zum anderen wird mit dem Ruhrgebiet ein spezifischer Lebensraum im Hinblick auf soziale Unterschiede in der Morbidität und Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in der älteren Bevölkerung analysiert. Die Ergebnisse weisen für alle betrachteten Erkrankungen soziale Disparitäten auf – insbesondere Bluthochdruck, Adipositas, koronare Herzkrankheiten und COPD. Die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen spiegelt diese höhere Krankheitslast hingegen nur teilweise wider. Die Ergebnisse erlauben ein besseres Verständnis der Einflussfaktoren sowie der Krankheitslast und Versorgungsbedarfe sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Auf Grundlage dieser Resultate werden Perspektiven zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit in Deutschland sowie strukturschwachen Regionen diskutiert. Die Arbeit liefert somit neue Erkenntnisse zur sozialen Ungleichheit in der Gesundheit in Deutschland und leistet einen Beitrag zur sozialepidemiologischen Forschung.
Abstract in weiterer Sprache
Social health inequality has received considerable attention in public health and social epidemiological research for many years. Numerous empirical studies document the relationship between declining social status and poor health also in Germany. Despite extensive research and public interest, this "social gradient" shows no tendency to decrease over time. Due to the topicality and relevance of the subject, the thesis examines social determinants of health in Germany. The thesis starts with presenting the development of the research field on an international level and discussing theoretical foundations. Using a systematic cross-reference search, an extensive literature review summarizes the current state of research of empirical studies in Germany. The results indicate for a variety of diseases a relation with factors at the individual and socio-spatial level. The classification and comparison of these studies allows the identification of new research perspectives. These form the basis of the empirical analyses, which use rich survey data from the Robert Koch Institute's "GEDA" study. First, the influence of social determinants on health status is examined at the national level. The results illustrate that the socioeconomic factors income, education and employment exert an independent and significant influence on health, even when intermediary factors are taken into account. By linking the data with aggregated spatial information, it can further be shown that the social gradient varies based on the location’s attractiveness and that specific factors such as a high density of physicians or low particulate matter pollution are associated with good subjective health. Second, the Ruhr area is analyzed as a specific region with regard to social differences in morbidity and utilization of medical services in the elderly population. The results show social disparities for all diseases considered - especially for hypertension, obesity, coronary heart disease and COPD. Medical service utilization, however, only partially reflects this higher burden of disease. The results allow a better understanding of the influencing factors as well as the burden of disease and healthcare needs of socially disadvantaged population groups. Based on these results, perspectives for improving health equity in Germany and structurally weak regions are discussed. The thesis thus provides new insights into social inequality in health in Germany and contributes to social epidemiological research. The thesis thus provides new insights into social health inequality in Germany and contributes to social epidemiological research.