URN zum Zitieren der Version auf EPub Bayreuth: urn:nbn:de:bvb:703-epub-6433-7
Titelangaben
Negele, Daniel:
Qualitätswettbewerb im deutschen Gesundheitssystem : Eine internationale Analyse und empirische Ableitung von Weiterentwicklungsvorschlägen.
Bayreuth
,
2022
. - XVI, 278 S.
(
Dissertation,
2022
, Universität Bayreuth, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)
Volltext
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Abstract
Die vorliegende Arbeit setzte sich zum Ziel, Weiterentwicklungsvorschläge für einen Qualitätswettbewerb im deutschen Gesundheitssystem empirisch abzuleiten. Die Operationalisierung eines Qualitätswettbewerbs erfolgte über die Instrumente Qualitätsmessung, Public Reporting, selektives Kontrahieren sowie Pay for Performance. Vor diesem Hintergrund wurden verschiedene methodische Ansätze gewählt. Als qualitative Vor-Studie wurden eine nationale und internationale Analyse (Schweiz, Niederlande, USA) durchgeführt. Dabei wurden der Status quo des Qualitätswettbewerbs in Deutschland sowie in den Vergleichsländern untersucht. Die darauf aufbauende Delphi-Studie zielte darauf ab, zwischen verschiedenen Stakeholdergruppen des deutschen Gesundheitssystems konsentierte Weiterentwicklungsvorschläge für den ambulanten und akutstationären Versorgungsbereich abzuleiten. Die nationale Analyse identifizierte Defizite, weswegen ein Qualitätswettbewerb in Deutschland derzeit erst limitiert wirken kann. Dies liegt insbesondere daran, dass die Möglichkeiten des Einsatzes qualitätswettbewerblicher Instrumente nicht adäquat ordnungspolitisch verankert sind. Der internationale Vergleich vertiefte diese Analysen und leitete länderübergreifende Erfolgsfaktoren ab, die eine systematische Weiterentwicklung eines Qualitätswettbewerbs in den Vergleichsländern unterstützten. Hierzu zählen beispielhaft die Notwendigkeit einer konsistenten ordnungspolitischen Agenda sowie der evolutive Charakter der Weiterentwicklung. In der Delphi-Studie konnten zwischen den teilnehmenden Experten (n=105) 69% der aufgestellten Thesen konsentiert werden. Die Experten sahen in der Weiterentwicklung eines Qualitätswettbewerbs sowohl im ambulanten als auch im akutstationären Versorgungsbereich Potenziale für eine Qualitätssteigerung. Die Qualitätsmessung und das Public Reporting wurden als für besonders befähigende Instrumente bewertet. Hier wurde eine Verpflichtung zur Veröffentlichung von Qualitätsdaten durch Leistungserbringer mit Sanktionsmöglichkeiten gefordert. Zur Fragestellung, ob der Qualitätswettbewerb stärker regulativ oder entrepreneurbasiert weiterzuentwickeln ist, herrschte größtenteils Uneinigkeit. Dies verdeutlicht den Bedarf eines koordinierten Nebeneinanders eines Top-Down- sowie eines Bottom-Up-Ansatzes. Zum Design der ordnungspolitischen Rahmenbedingungen zeigte sich hingegen ein klares Votum, dass die Weiterentwicklung zwischen den Stakeholdern abgestimmt, schrittweise und wissenschaftlich begleitet erfolgen muss. Zudem soll der Impuls durch eine konzeptionell konsistente und gesetzgeberisch eingeleitete Reform unterstützt sein. Übergreifend manifestierte sich außerdem, dass der alleinige Einsatz der Instrumente nicht genügt, um einen nachhaltigen Qualitätswettbewerb zu entfachen. Vielmehr kommt es auf die Art des Einsatzes bzw. das konkrete Programm- und Anreizdesign unter Einbezug der Spezifika des nationalen Gesundheitssystems an. Der auf Basis der konsentierten Inhalte entwickelte, zukunftsgerichtete Konzeptvorschlag besteht aus Empfehlungen zur Ausgestaltung der qualitätswettbewerblichen Instrumente, einem Stufenplan zur Umsetzung sowie grundlegenden Rahmenbedingungen zur systematischen und kohärenten Weiterentwicklung eines Qualitätswettbewerbs in Deutschland. Dieser empirisch fundierte Konzeptvorschlag dient als Impuls für praktische Umsetzungsüberlegungen, welche exemplarisch dargestellt wurden.
Abstract in weiterer Sprache
The aim of the paper was to empirically derive proposals for further development of quality competition in the German health care system. A quality competition was operationalized using the instruments of quality measurement, public reporting, selective contracting and pay for performance. Regarding this background, different methodological approaches were chosen. A national and international analysis (Switzerland, Netherlands, USA) was carried out as a qualitative preliminary study. In this, the status quo of quality competition in Germany and in the comparison countries was examined. The Delphi study based on this aimed to derive proposals for further development concerning the outpatient and acute inpatient care consented by various stakeholder groups in the German healthcare system. The national analysis identified deficits why quality competition in Germany can currently only play a limited role. In particular, this is due to the fact that quality-competitive instruments are not adequately anchored in regulatory policy. The international comparison deepened these analyses and derived transnational success factors that supported a systematic further development of quality competition in the comparison countries. These include, for example, the need for a consistent regulatory agenda and an evolutive character of further development. In the Delphi study, 69% of the theses presented were consented by the participating experts (n=105). The experts saw potential for quality improvement in the further development of a quality competition in both outpatient and acute inpatient care. Quality measurement and public reporting were rated as particularly empowering tools. As an example, an obligation to publish quality data by service providers with the possibility of sanctions was demanded. There was mostly no consensus on the question of whether quality competition should be further developed in a more regulatory or entrepreneur-based manner. This illustrates the need for a coordinated coexistence of a top-down and a bottom-up approach. However, concerning the design of the regulatory framework, there was a clear consensus that further development of quality competition must be coordinated between the stakeholders, implemented step-by-step and scientifically supported. In addition, the impulse should be supported by a conceptually consistent and legislatively initiated reform. Overall, it also became apparent that the sole use of the instruments is not enough to trigger a sustainable quality competition. Rather, it depends on the type of application as well as the concrete program and incentive design, considering the specifics of the national health system. The future-oriented concept proposal developed on the basis on the results of the Delphi study consists of recommendations for the design of quality-competitive instruments, a step-by-step plan for implementation and basic framework conditions for the systematic and coherent further development of quality competition in Germany. This empirically based concept proposal serves as an impulse for practical implementation considerations, which were presented in examples.