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Die chemische Ökologie der Steninae (Coleoptera: Staphylinidae) mit einem Beitrag zur molekularen Phylogenie

URN zum Zitieren der Version auf EPub Bayreuth: urn:nbn:de:bvb:703-epub-2022-5

Titelangaben

Lang, Carolin:
Die chemische Ökologie der Steninae (Coleoptera: Staphylinidae) mit einem Beitrag zur molekularen Phylogenie.
Bayreuth , 2015 . - [4] Bl., 98, XXI S.
( Dissertation, 2015 , Universität Bayreuth, Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften)

Angaben zu Projekten

Projekttitel:
Offizieller Projekttitel
Projekt-ID
Die chemische Ökologie der Steninae (Coleoptera: Staphylinidae) mit einem Beitrag zur molekularen Phylogenie
Ohne Angabe

Projektfinanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
DFG Bayerischer Staat

Abstract

Die Staphylinidae-Unterfamilie der Steninae, bestehend aus den Gattungen Stenus und Dianous, besitzt - wie fast alle Kurzflügler - hoch komplexe paarige Abdominalwehrdrüsen. Diese Pygidialdrüsen beinhalten ein artspezifisches multifunktionales Sekret, das hauptsächlich aus den Alkaloiden Stenusin, Norstenusin, 3-(2-Methyl-1-butenyl)-pyridin und Cicindeloin, sowie den Terpenen α-Pinen, 1,8-Cineol und 6-Methyl-5-hepten-2-on besteht. Das Sekret erfüllt zahlreiche essentielle Aufgaben für die Käfer: wenn es mittels Sekretputzen („Secretion Grooming“) auf der gesamten Körperoberfläche verteilt wird, schützt es zuverlässig vor Verpilzung und Besiedelung durch schädliche Mikroorganismen. Gleichzeitig fungiert das Sekret als Fraßdeterrent gegenüber Wirbeltieren (Fische und Vögel) und Insekten (Ameisen). Doch das wohl herausragendste Charakteristikum dieses Sekretes stellt dessen Oberflächenaktivität dar. Gelangt ein Vertreter der Steninae, die überwiegend feuchte Habitate bewohnen, in ein offenes Gewässer, wird eine geringe Menge des Pygidialdrüsensekretes auf die Wasseroberfläche abgegeben. Unmittelbar nach der Abgabe bildet sich ein monomolekularer Film, an dessen Front der Käfer mit teilweise hohen Geschwindigkeiten vorangetragen wird und sich so entweder vor potentiellen Prädatoren oder ans Ufer retten kann. Dieses Phänomen wird Spreitung genannt und ist einzigartig im Tierreich. Die vorliegende Dissertationsschrift befasst sich eingehend mit dieser besonderen Fortbewegungsart der Steninae und den physikochemischen Eigenschaften der oben erwähnten Drüsenverbindungen. Zahlreiche Stenus-Arten wurden auf ihr Spreitungsvermögen untersucht und deren Verhalten ethologisch ausgewertet. Darüber hinaus wurden erstmals sowohl die Spreitungsdrücke der bereits genannten Drüsenverbindungen als auch die Spreitungsdrücke naturidentischer Sekretkompositionen einiger Beispielarten am Tensiometer ermittelt. Aus diesen Messungen geht hervor, dass 3-(2-Methyl-1-butenyl)-pyridin durch den höchsten Spreitungsdruck charakterisiert ist. Ob überhaupt Spreitungsverhalten von den Käfern gezeigt wird und durch welche Eigenschaften sich dieses auszeichnet, hängt von der Habitatwahl der Käfer, von Sekretsparmechanismen und von physiologischen Charakteristika der einzelnen Stenus-Arten ab. Neben der Untersuchung des Spreitens beschäftigt sich die vorliegende Arbeit auch mit generellen Fragestellungen die chemische Ökologie der Steninae betreffend. Erstmals wurden Stenus-Larven bezüglich potentiellem Spreitungsvermögen, der Präsenz von für Steninae-Imagines typischen Drüsenverbindungen und allgemeinen physiologischen Eigenschaften analysiert. Der Pygidialdrüseninhalt von Imagines weiterer Stenus- und Dianous-Arten wurde spurenanalytisch untersucht; jedoch konnten keine noch unbekannten Naturstoffe oder Biosynthesezwischenstufen in den Sekreten festgestellt werden. Besonderes Augenmerk lag bei diesem Teilprojekt auf der noch nicht analysierten myrmecophilen Stenus-Art S. aterrimus, deren Integration in ihre Wirtsameisennester erstmals Gegenstand näherer Untersuchungen war. Biotests zur möglichen Funktion des Pygidialdrüsensekretes als Spinnendeterrent oder als topikal wirkendes Wehrsekret runden die Analysen zur chemischen Ökologie der Steninae ab. Der zweite Hauptaspekt der vorliegenden Dissertationsschrift neben der Spreitung stellen molekularphylogenetische Analysen der Steninae basierend auf den Gensequenzen der Cytochrom I Oxidase (COI), der 16S rRNA und des Histon H3-Gens dar. Die erstellten Stammbäume (Maximum Likelihood-Verfahren und Bayesische Analyse) werden mit einem auf der Basis niedermolekularer Wirkstoffe beruhenden chemotaxonomischen Ansatz in Zusammenhang gebracht. Dieser Ansatz basiert hierbei auf der artspezifischen Verteilung und Biosynthese der vier Alkaloide bei Vertretern der Steninae, woraus drei chemotaxonomische Gruppen resultieren: Vertreter der basalen Piperidin-Gruppe besitzen Stenusin und Norstenusin in ihren Pygidialdrüsen; Vertreter mit der abgeleiteten Verbindung 3-(2-Methyl-1-butenyl)-pyridin im Sekret stellen die Pyridin- Gruppe dar und Steninae, deren Drüsen Cicindeloin beinhalten, repräsentieren die chemotaxonomisch am höchsten evolvierte Epoxypiperidein-Gruppe. Diese Gruppierungen werden durch die in der vorliegenden Arbeit durchgeführten molekularphylogenetischen Analysen unterstützt und die Annahme, dass der Ursprung der Gattung Dianous innerhalb der paraphyletischen Gattung Stenus liegt, wird hierbei weiter untermauert.

Abstract in weiterer Sprache

Like almost all staphylinid beetles, the subfamiliy of the Steninae comprising the genera Stenus and Dianous possesses highly evolved pairs of abdominal defensive glands. These pygidial glands contain a species-specific multifunctional secretion mainly consisting of the alkaloids stenusine, norstenusine, 3-(2-methyl-1-butenyl)-pyridine and cicindeloine, as well as the terpenes α-pinene, 1,8-cineole and 6-methyl-5-hepten-2-one. The secretion performs several essential tasks: if it is spread over the entire body surface by secretion grooming activities, beetles are protected from infestation by fungi and other harmful microorganisms like bacteria. Furthermore, the secretion serves as a feeding deterrent against vertebrates (fish and birds) and insects (ants). But the most extraordinary characteristic of the secretion is its surface activity: if a representative of the Steninae inhabiting mostly wet biotopes attains into water accidentally, a small amount of pygidial gland secretion is emitted on the water surface. Immediately after emission a monomolecular film is built by the secretion constituents, whose front pushes the beetles away with high velocity in order to save themselves from drowning or predation. This phenomenon is called skimming; it is unique within the animal kingdom. This dissertation deals with this special movement of the Steninae on the water surface and also with physicochemical properties of the secretion compounds already mentioned. The skimming potential of many Stenus-species has been analyzed and the beetles’ skimming activity was investigated also from an ethological piont of view. For the first time spreading pressures of all secretion constituents mentioned before were measured at a tensiometer, additionally the spreading pressures of naturally identical secretion compositions of some species have been measured. These measurements show that 3-(2-methyl-1-butenyl)-pyridine is characterized by the highest spreading pressure. Skimming activity and characteristics of skimming behaviour depend on different habitat claims of the beetles, secretion saving mechanisms and physiological properties of every Stenus-species. Besides investigations of skimming this dissertation also deals with general questions concerning chemical ecology of the Steninae. For the first time Stenus-larvae were investigated regarding skimming ability, possession of the adults’ secretion compounds and common physiological features. Furthermore, the pygidial gland content of other Stenus- and Dianous-species were investigated by trace analysis; neither unknown natural products nor new intermediate stages of biosynthesis could be found in these secretions. In this context, special attention was paid to not yet analyzed myrmecophilic Stenus-species S. aterrimus, whose integration in its host ant colonies was also investigated. Last but not least, it has been analyzed whether the secretion would work as a deterrent against spiders and could exhibit potential topical effects. The second most important issue of this dissertation besides skimming are molecular phylogenetic analyses of the Steninae based on gene sequences of Cytochrom I Oxidase (COI), 16S rRNA and Histon H3-gene. The constructed phylogenetic trees (Maximum Likelihood and Bayesian Analysis) are discussed on the basis of a chemotaxonomic approach using low-molecular substances. This chemotaxonomy relies on the distribution and biosynthesis of the four alkaloids of the Steninae resulting in three chemotaxonomic groups: representatives of the basal piperidine-group possess stenusine and norstenusine in their glands; representatives featured by the derived gland compound 3-(2-methyl-1-butenyl)- pyridine form the pyridine-group and Steninae whose glands contain cicindeloine represent the chemotaxonomically most evolved epoxypiperideine-group. These groupings are supported by molecular phylogenetic analyses in this dissertation. Additionally, the assumption that genus Dianous originates within a paraphyletic Stenus is confirmed.

Weitere Angaben

Publikationsform: Dissertation (Ohne Angabe)
Keywords: Steninae; Chemische Ökologie; Spreitung; Molekulare Phylogenie; Myrmecophilie
Themengebiete aus DDC: 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 570 Biowissenschaften; Biologie
500 Naturwissenschaften und Mathematik > 590 Tiere (Zoologie)
Institutionen der Universität: Fakultäten
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Biologie
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Biologie > Lehrstuhl Tierökologie II - Evolutionäre Tierökologie
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Biologie > Ehemalige ProfessorInnen > Lehrstuhl Tierökologie II - Univ.-Prof. Dr. Konrad Dettner
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Biologie > Ehemalige ProfessorInnen
Sprache: Deutsch
Titel an der UBT entstanden: Ja
URN: urn:nbn:de:bvb:703-epub-2022-5
Eingestellt am: 23 Apr 2015 12:13
Letzte Änderung: 06 Apr 2018 06:56
URI: https://epub.uni-bayreuth.de/id/eprint/2022

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