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Ökologische Untersuchungen an der Schlingnatter (Coronella austriaca Laurenti 1768)

URN zum Zitieren der Version auf EPub Bayreuth: urn:nbn:de:bvb:703-opus-234

Titelangaben

Käsewieter, Daniel:
Ökologische Untersuchungen an der Schlingnatter (Coronella austriaca Laurenti 1768).
Bayreuth , 2002
( Dissertation, 2002 , Universität Bayreuth, Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften)

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Version: Veröffentlichte Version
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Abstract

In den Jahren 2000 und 2001 wurde am bayerischen Lech zwischen Landsberg/Lech und der Mündung in die Donau eine Untersuchung über die Biologie und Ökologie der Schlingnatter (Coronella austriaca) durchgeführt. Dabei wurden in den acht Untersuchungsgebieten im Jahr 2000 52 Individuen und im Jahr 2001 74 Individuen erfasst. Ein Schwerpunkt der Art liegt südlich von Augsburg zwischen den Staustufen 19 und 23. Als wichtigste Fundpunkte konnten die steinernen Uferbefestigungen, die Lechdämme sowie Wegränder identifiziert werden. Wird die Umgebung der Fundpunkte in die Analyse mit einbezogen, so gewinnen Hecken und Lechheiden an Bedeutung. Die Auswertung ergab, dass es vor allem die linienhaften Lebensräume waren, die für die Besiedlung durch die Schlingnatter maßgeblich waren. Von entscheidender Bedeutung waren außerdem die deutlich erhöhten Grenzliniendichten in den Schlingnatterlebensräumen. Besonders wichtige Strukturelemente waren Rohbodensituationen, Steine sowie Altgrasbüschel. Die Schlingnatter konnte zwischen April und Oktober beobachtet werden, der Beobachtungsschwerpunkt entfiel auf die Sommermonate Juli und August. Im Verlauf beider Jahre kristallisierten sich zwei getrennte Häutungsperioden heraus: die erste im Juni, die zweite von Ende Juli bis Mitte August. Ein Schwerpunkt der Arbeit lag in der Anwendung radiotelemetrischer Methoden, um neue Erkenntnisse über die Migration sowie die Raumnutzung verschiedener Individuen zu gewinnen. Dabei wurde festgestellt, dass Männchen durchschnittlich etwas weitere Strecken zurücklegen als die nichtträchtigen Weibchen, während die trächtigen Weibchen sehr ortstreu waren. Als maximale Distanzen konnten bei Männchen 6,6 km, bei Weibchen 4,5 km festgestellt werden. Die durchschnittliche Tagesdistanz aller Individuen lag bei ca. 10 Meter pro Tag. Die Männchen besetzten home-ranges von bis 2,9 ha, die Weibchen nur etwa 0,5 ha. Als Besonderheit kann gelten, dass ein Weibchen zweimal die Lechseite gewechselt hat. Die Weibchen der Population waren durchschnittlich mit 61,5 cm etwas kleiner als die Männchen mit 62,4 cm. Der Quotient von Gesamtlänge zu Schwanzlänge war bei den Männchen signifikant kleiner als bei den Weibchen. 90 % aller beobachteten Tiere waren größer als 40 cm, dagegen waren juvenile und semiadulte Schlangen kaum im Freiland zu beobachten. Das Geschlechterverhältnis war leicht männchendominiert (1: 0,76). Die juvenilen Schlingnattern kamen zwischen 29.07. und 09.09. zur Welt. Dabei wogen sie durchschnittlich 2,7 Gramm (1,9 Gramm bis 3,5 Gramm). Die Zahl der Jungtiere pro Wurf lag bei 6,6 (4-10). Es ergab sich kein Zusammenhang zwischen Gewicht oder Länge der Mütter und der Anzahl ihrer Jungen, dem Gesamtgewicht der Jungtiere sowie dem durchschnittlichen Gewicht pro Jungtier. Die Mütter investierten etwa 40 % ihres Körpergewichtes in ihren Nachwuchs. Alle Indizien sprechen für einen zweijährigen Fortpflanzungszyklus der weiblichen Schlingnattern in der Lechtalpopulation. Die Neugeborenen nahmen von selbst nur Reptilien (Zauneidechsen (Lacerta agilis) und Blindschleichen (Anguis fragilis)) als Nahrung an. An Babymäuse konnten sie durch Zwangsfütterung gewöhnt werden. Zwischen Geburt und Überwinterung nahmen die Schlangen zwischen 0 und 1,1 Gramm zu. Die Schlangen, die sich von Reptilien ernährten, konnten dabei etwas mehr an Gewicht zunehmen, als diejenigen, die sich von Mäusen ernährten. Das Wintergewicht der Reptiliengruppe lag ebenfalls über dem der Säugergruppe. Es stellte sich heraus, dass das Gewicht der Jungschlangen vor der Überwinterung den entscheidenden Faktor für deren Überleben darstellt. Daher kommt der ausreichenden Verfügbarkeit der beiden potentiellen Beutetierarten Zauneidechse und Blindschleiche große Bedeutung zu. Die Blindschleiche ist im Projektgebiet als durchaus häufig zu bezeichnen. Sie wurde in alle UG regelmäßig beobachtet, insbesondere in den Lechheiden und an Wegrändern. Die Populationsstruktur der Blindschleiche ist sowohl was die Geschlechter betrifft, als auch in Bezug auf die Größenklassen gleichmäßig besetzt. Die Zauneidechse konnte ebenfalls in allen UG beobachtet werden, jedoch schwankt ihre Zahl von Jahr zu Jahr erheblich. Von diesen Schwankungen sind vor allem juvenile Tiere betroffen. Der bevorzugte Lebensraum der Zauneidechse ist ebenfalls in den Lechheiden zu finden. Auch die beiden anderen im Lechtal vorkommenden Schlangenarten Kreuzotter (Vipera berus) und Ringelnatter (Natrix natrix) sind häufig mit der Schlingnatter syntop anzutreffen. Für den Schutz der Art ergeben sich daraus logische Konsequenzen: die Populationen der Nahrungstiere müssen gestützt werden, um das Überleben der Jungtiere zu sichern; die Teilpopulationen müssen vernetzt werden, um einen notwendigen Individuenaustausch zu ermöglichen; die Lebensräume der Schlingnatter müssen vergrößert werden, um ausreichend Raum für individuenstarke Populationen zu schaffen.

Abstract in weiterer Sprache

The biology and ecology of the Smooth Snake (Coronella austriaca) was investigated in the area around the River Lech in Bavaria (between Landsberg/Lech and the mouth into the River Danube) in the years 2000 and 2001. In the eight study areas, 52 smooth snakes were caught in 2000 and 74 in 2001. The largest populations were south of Augsburg between reservoirs 19 and 23. Most smooth snakes were recorded in the bank reinforcements, the river embankments and at waysides. When the areas in a radius of 100m around the habitats were analysed, hedges and the dry grasslands were found to be important habitats for the snakes. Overall, the analysis showed that linear habitats and a high density of borders between different habitats were the most important factors for the areas that were populated by the Smooth Snake. Most important microhabitats at the discovery locations were bare soil, stones and old grass. The Snakes were observed between April and October, with a peak of recorded specimens in July and August. Both years, there were two periods when sloughing was recorded: the first was in June and the second from end of July until the middle of August. It was found that the males were more mobile than the females: the maximum migration distances were 6.6 km for males and 4.5 km for females. The average distance moved by the snakes was 10 metres per day. The maximum home-range of a male was 2.9 ha and for a female 0.5 ha. Pregnant females were remained in the same place for longer in many cases. The females of the Lech-population were 61.5 cm long in average, while the males were 62.4 cm long. The quotient of total length and tail length was significant smaller for males. Ninety percent of the recorded individuals were larger than 40 cm, while juveniles and semiadults were only occasionally observed. The sex-ratio was 1: 0.76 (males/females). Eleven births were recorded in both years together. They happened between 29th July and 9th September. The average weight at birth was 2.7 g (1.9 g - 3.5 g). The number of neonates ranged from 4 to 10 (average: 6.6).There was no correlation between the length or the weight of the mothers and the number of their offspring and its weight (total and average individual weight). The mothers invested about 40 % of their weight in their offspring. It can be taken for sure that the adult females have a 2-year-reproduction-cycle at the river Lech. The neonates took only reptiles (sand lizards, Lacerta agilis, and the slow worms, Anguis fragilis, as food. However it was possible to force-feed them successfully on young mice in captivity. They increased their weight between birth and hibernation between 0 and 1.1 g. Those snakes that were feed with reptiles reached higher weights at hibernation, which gave them a better chance of surviving the winter. It is clear that the number of prey is the most important factor for the survival of neonate snakes in nature. The slow worm is still common in the project area. It was found in all investigation areas, especially in grassland and at waysides. The sand lizard could also be found in all areas but its numbers were not constant between years. Two other snakes, the adder (Vipera berus) and the grass snake (Natrix natrix) were also where the smooth snakes live. This work has important consequences for biological conservation of the smooth snake: populations of prey species need to be stabilised, to ensure the survival of smooth snake juveniles. Furthermore, the small populations of the smooth snakes should be interconnected and their habitats should be enlarged to increase local population sizes.

Weitere Angaben

Publikationsform: Dissertation (Ohne Angabe)
Keywords: Lechtal; Biotop; Fortpflanzung; Ökologie; Überwinterung; Telemetrie; Morphologie <Biologie>; Schlangen; Habitatnutzung; E+E-Projekt "Reptilienlebensraum Lechtal"; Smooth snake; habitat; movement; hibernation; mortality
Themengebiete aus DDC: 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 570 Biowissenschaften; Biologie
Institutionen der Universität: Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Biologie
Fakultäten
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften
Sprache: Deutsch
Titel an der UBT entstanden: Ja
URN: urn:nbn:de:bvb:703-opus-234
Eingestellt am: 26 Apr 2014 17:56
Letzte Änderung: 22 Mai 2014 08:27
URI: https://epub.uni-bayreuth.de/id/eprint/1009

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