URN to cite this document: urn:nbn:de:bvb:703-epub-7446-4
Title data
Brandt, Christian:
Social anthropology of football fan culture : Activism, breakaway clubs, and commercialisation.
Bayreuth
,
2024
. - V,85 P.
(
Doctoral thesis,
2023
, University of Bayreuth, Faculty of Cultural Studies)
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Abstract
This dissertation examines current developments in football fan activism, which primarily established in opposition to the sport’s commercialisation. In recent years, fans in many European countries protested developments in professional football. They demanded a greater influence in decision-making processes at their clubs and in football in general. Ziesche (2017) detected a change in awareness in Germany since 2012 at the latest, which has been accompanied by more intense protests. Recent examples are the nationwide "Zukunft Profifußball" campaign, in which German fans called for a more sustainable governance of the sport, protests against the creation of a European Super League, and against investors buying broadcasting rights of the German Football League (DFL). The dynamics of the protests, understood as activism, are analysed in the thesis against the background of the fans' reflexivity on developments in football and their own actions. The concept of reflexivity origi nally refers to Anthony Giddens (1984; 1990). Dino Numerato (2018) has already transferred this heuristic to fan activism. The dissertation follows on from both conceptualisations and takes the influence of sport governance on reflexivity into account. The publication-based doctoral consists of four articles on fans in Germany, Scotland, and the People's Republic of China, the first three of which are based on ethnographic fieldwork. The first study compares fan activism in two different contexts. While fans in the German Ruhr region cooperate to achieve a higher goal despite their rivalry, those in Glasgow do not. The empirical results show that fans in the Ruhr region share a belonging as fans, whereas in Glasgow, belonging to a specific group and protesting for their rights is given more importance than being a fan per se. The size of the (potentially) cooperating groups also influences fan behaviour. In Germany, nationwide cooperation means a significant increase in capabilities for fans. In Scotland, this is limited, as smaller fan groups are hardly seen to provide increased capabilities. The second article is a case study of the club HFC Falke, which was founded by fans in opposition to the commercialisation of football. The focus here is on commercialisation practices, which also find their way into this new club. However, the club tries to find alternative ways of sponsoring and paying salaries. The debates and practices follow a quest for authenticity and participation that can be transferred to other clubs and their fans. The third article also focusses on HFC Falke and examines the opportunities for participation in the club's governance. Participatory structures are contrasted with a logic of efficiency, which tends to follow management approaches. The club members negotiate the practices and dynamics of both logics at different levels and attempt to establish a governance model that matches both. However, the results show that governance must be dy namically adapted, as its perception depends on the knowledge of the club members. The fourth study is based on a quantitative survey of Chinese fans on the commercialisation of football. They rate commercialisation much more positively than European fans. Chinese fans have the feeling that their interests are better taken into account in commercialised football than in the structures previously perceived as corrupt. The influence of knowledge is repeatedly evident here. Following Giddens' fundamental heuristic, these different dynamics are analysed with regard to reflexivity and the influence of capabilities and knowledge (called knowability by Giddens) of the fans. In comparison, the results show the relevance of a systemic governance in which the respective fans are integrated, whereby governance and commercialisation interact.
Abstract in another language
Die vorliegende Dissertation untersucht aktuelle Entwicklungen des Aktivismus von Fußballfans, welcher sich vor allem in Opposition zur Kommerzialisierung des Sports formiert. In den letzten Jahren protestierten in vielen europäischen Ländern Fans gegen Entwicklungen im Profifußball. Sie forderten größere Mitspracherechte bei Entscheidungen in ihren Vereinen und im Fußball allgemein. Ziesche (2017) sieht spätestens seit 2012 in Deutschland ein verändertes Bewusstsein, welches mit einer Intensivierung der Proteste einhergeht. Die jüngsten Beispiele sind die bundesweite Kampagne „Zukunft Profifußball“, bei der Fans in Deutschland eine nachhaltigere Governance des Sports fordern, Proteste gegen die Gründung einer europäischen Superliga sowie gegen den Einstieg von Investoren in die TV-Vermarktung der Deutschen Fußball Liga (DFL). Die Dynamiken der Proteste, verstanden als Aktivismus, werden in der Arbeit vor dem Hintergrund der Reflexion der Fans bezogen auf Entwicklun gen im Fuß ball und ihr eigenes Handeln untersucht. Der Begriff der Reflexion bezieht sich dabei ursprünglich auf Anthony Giddens (1984; 1990). Dino Numerato (2018) hat diese Heuristik bereits auf Fan-Aktivismus übertragen. An beide Konzeptionalisierungen schließt die Dissertation an und berücksichtigt dabei den Einfluss der Sport Governance auf die Reflexion. Die kumulative Dissertation besteht aus vier Artikeln zu Fans in Deutschland, Schottland und der Volksrepublik China, wobei die ersten drei Artikel auf ethnografischer Forschung beruhen. Die erste Studie vergleicht Fan-Aktivismus in zwei unterschiedlichen Kontexten. Während im Ruhrgebiet Fans trotz Rivalität zur Erreichung eines höheren Ziels kooperieren, machen sie dies Glasgow nicht. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass sich Fans im Ruhrgebiet vereinsübergreifend als Fans zugehörig wahrnehmen, während in Glasgow der Zugehörigkeit zu einer spezifischen Gruppe und dem Protest für deren Rechte mehr Bedeutsamkeit als dem Fan- Sein zugemessen wird. Zusätzlich hat die Größe der (potentiell) kooperierenden Gruppen einen Einfluss. In Deutschland bedeutet eine landesweite Kooperation einen deutlichen Zugewinn an Ressourcen für die Anliegen der Fans. In Schottland ist dieser limitiert, da kleinere Fangruppen kaum als Zugewinn an Ressourcen gesehen werden. Der zweite Artikel beschäftigt sich in einer Fallstudie mit dem Verein HFC Falke, welcher von Fans in Opposition zur Kommerzialisierung des Fußballs gegründet wurde. Hier stehen Praktiken der Kommerzialisierung im Mittelpunkt, die auch in diesem neuen Verein Einzug halten. Doch der Verein versucht, alternative Wege für Sponsoring und Gehaltszahlungen zu finden. Die Debatten und Praktiken folgen dabei einem Streben nach Authentizität und Mitbestimmung, die auf andere Vereine und deren Fans übertragen werden können. Auch der dritte Beitrag fokussiert den HFC Falke und untersucht dessen Möglichkeiten der Partizipation in der Governance des Vereins. Partizipative Strukturen stehen dabei der Effizienz gegenüber, die eher Management-Logiken folgt. Die Vereinsmitglieder verhandeln die Praktiken und Dynamiken beider Logiken auf unterschiedlichen Ebenen und versuchen eine Governance zu etablieren, die beiden gerecht wird. Die Ergebnisse zeigen aber, dass die Governance dynamisch angepasst werden muss, da ihre Wahrnehmung der Strukturen vom Wissen der Vereinsmitglieder abhängt. Die vierte Studie beruht auf einer quantitativen Befragung von chinesischen Fans zur Kommerzialisierung des Fußballs. Diese bewerten Kommerzialisierung deutlich positiver als europäische Fans. Die chinesischen Fans haben das Gefühl, dass ihre Interessen im kommerzialisierten Fußball besser berücksichtigt werden als in den vorherigen als korrupt wahrgenommen Strukturen. Hier zeigt sich wiederholt der Einfluss von Wissen. Der grundlegenden Heuristik nach Giddens folgend werden diese unterschiedlichen Dynamiken im Hinblick auf Reflexivität und den Einfluss von Ressourcen (capabilities) und dem Wissen (knowability) der Fans analysiert. Im Vergleich zeigen die Ergebnisse dabei die Relevanz der jeweiligen systemischen Governance, in die die jeweiligen Fans eingebunden sind, wobei die Governance und Kommerzialisierung in Wechselwirkung stehen.