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Schaffung von Gemeinsamkeit im Kontext kultureller Differenz : Sozialgeographische Perspektiven auf Vernetzung und Relationale Integration somalischer Postmigrant*innen in Deutschland und Finnland

DOI zum Zitieren der Version auf EPub Bayreuth: https://doi.org/10.15495/EPub_UBT_00005919
URN zum Zitieren der Version auf EPub Bayreuth: urn:nbn:de:bvb:703-epub-5919-0

Titelangaben

Janßen, Jaana M.:
Schaffung von Gemeinsamkeit im Kontext kultureller Differenz : Sozialgeographische Perspektiven auf Vernetzung und Relationale Integration somalischer Postmigrant*innen in Deutschland und Finnland.
Bayreuth , 2022 . - 363 S.
( Dissertation, 2019 , Universität Bayreuth, Bayreuth International Graduate School of African Studies - BIGSAS)

Volltext

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Format: PDF
Name: Doktorarbeit Janssen_Jaana_ dec2021_Schaffung v. Gemeinsamkeit.pdf
Version: Veröffentlichte Version
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Angaben zu Projekten

Projektfinanzierung: n. Bayerischem Eliteförderungsgesetz (BayEFG) Frauenförderung der Universität Bayreuth BIGSAS

Abstract

Die Doktorarbeit beschreibt, wie Gefühle von Heimat und Zugehörigkeit in einem Kontext „kultureller Differenz“ entstehen können. Kulturelle Differenz (i. S. v. „mangelnder Unanschließbarkeit“, s. Kley 2002; Bhabha 2000) realisiert sich in diesem Fall als subjektive Erfahrung oder Wahrnehmung, wie sie von „postmigrantischen“ Somalis (Hill/Yildiz 2018) als von den Aufnahmegesellschaften ausgemachte kulturelle Andere im Alltäglichen durchlebt wird. Auf Grundlage einer theoretisch-informierten empirischen Forschung behaupte ich, dass diese Personen, welche aus dem kriegsbefallenen Somalia flohen und dadurch ihrer Heimaten beraubt wurden, es durchaus vermögen ein neues Gefühl von „being in place“ (Cresswell 1996) zu evozieren, indem sie neue bedeutungsvolle Bindungen zu ihrem gegenwärtigen Umfeld herstellen. Dennoch bleiben sie emotional und praktisch mit ihren alten Heimaten verbunden; die Vielzahl an herkunftsorientierten Netzwerken und Organisationen überall auf der Welt (s. a. Somali Diaspora) kann als Ausdruck dieser Heimatverbundenheit gewertet werden. Damit scheinen sie beides gleichzeitig zu markieren: Gleichheit und Differenz. Es ist dieses Zusammenspiel von Making Sameness und Making Difference, welches im Zentrum eines Prozesses steht, den ich als Relationale Integration verstehe und auch so benennen möchte. Den Prozessen und Mechanismen Relationaler Integration wird in dieser Arbeit auf einer mikroanalytischen Ebene nachgegangen. Unter den spezifischen, teils schwierigen Forschungsbedingungen versprach einzig eine ethnographische Herangehensweise zielführend zu sein, um somalische Lebenswelten in beiden Untersuchungskontexten ergründen und erforschen zu können. Als Ausgangspunkt für die Feldforschung dienten ihre sozialen Netzwerke, welche als bedeutende soziale Aktionsfelder Einblicke in ihren postmigrantischen Alltag gewähren sollten. Diese netzwerkgebundene Forschungsweise erwies sich als sehr effizient, da jede/jeder Somali, der/dem ich begegnete, in irgendeiner Art und Weise in herkunftsbezogene Netzwerktätigkeiten involviert zu sein schien; dazuzuzählen sind Vereinsengagements, das Aufsuchen informeller Treffpunkte in somalisch geführten Läden sowie der vielseitige und routinierte Austausch innerhalb transnationaler Familiennetzwerke. Zweifellos sind es ihre sozialen Netzwerke, welche einem weitläufigen Geschehen von transnationaler Mobilität und Praxis zugrunde liegen und welche die Netzwerkakteurinnen und -akteure nicht selten für eigene Interessen einzusetzen wissen. Ein Blick auf beide Untersuchungskontexte, Deutschland und Finnland, offenbart einen starken Kontrast hinsichtlich des Umfangs und der Art somalischen Netzwerkgeschehens: Trotz vergleichbarer politischer Rahmenbedingungen in beiden Ländern existieren in Finnland deutlich mehr somalische Vereine und Organisationen als dies in Deutschland der Fall ist. Hierzulande dominieren private Netzwerke und informelle Treffpunkte etwa in Internet Shops. An diesem Beispiel wird deutlich, dass beide Länder sehr unterschiedliche Bedingungen für migrantische Netzwerkbildung und Selbstorganisation aufweisen. Wie sich dieser signifikante Unterschied auch in bessere oder schlechtere Bedingungen und Erfahrungen für Relationale Integration zu übersetzen vermag, war eine der ersten und sogleich wichtigsten Fragestellungen, welcher nachgegangen werden sollte. Die Studie beinhaltet somit zwei eigenständige, aber dennoch verbundene Forschungsziele: Erstens die somalischen Vernetzungsprozesse zu durchleuchten, indem eine Fülle unterschiedlicher Netzwerke, deren Ausgestaltungen, Akteurskonstellationen und Bedeutungen in beiden Ländern vergleichend dargestellt und diskutiert werden. Zweitens ging es darum zu erarbeiten, wie sich somalische Netzwerkakteurinnen und -akteure mit ihrem neuen Umfeld arrangieren, indem exemplarisch Praktiken und Mechanismen der Relationalen Integration verdeutlicht und unter Berücksichtigung ihrer individuellen Lebenslagen erklärt werden. Insgesamt erhoffe ich mir mit diesem Beitrag über die Schaffung von Bindung und Verbundenheit im Kontext einer mobilen, sich kulturell zunehmend diversifizierenden Gesellschaft, einen Impuls in eine der drängendsten Debatten unserer Zeit (Cohen/Sheringham 2017: 1, ein Interview mit Stuart Hall zitierend) auszusenden, wie ein besseres Miteinander unter Menschen gelingen kann, welche zwar den gleichen Raum aber nicht notwendigerweise dieselbe Herkunft, Sprache oder Ansicht teilen.

Abstract in weiterer Sprache

The following dissertational thesis THE MAKING OF SAMENESS IN THE CONTEXT OF CULTURAL DIFFERENCE. PERSPECTIVES FROM CULTURAL GEOGRAPHY ON PROCESSES OF NETWORKING AND RELATIONAL INTEGRATION AMONG SOMALI POSTMIGRANTS IN GERMANY AND FINLAND describes how feelings of home and belonging are created within the experience of ‘cultural difference’ (Kley, 2002, referring to Bhabha, 2000) – a well-known emotional condition among ‘postmigrant’ Somalis (Hill/ Yildiz, 2018) often perceived as the cultural Other in their host societies. Based on theoretically informed empirical research I argue that these people, who once took refuge from war-torn Somalia and who traumatically have lost their homes, are even so capable of gaining a new ‘sense of (being in) place’ (Cresswell, 1996), in that they start to develop affective ties and sameness towards their new surroundings and societies. Yet, they keep being attached and practically connected to their former home country, which is reflected in the existence of countless ‘home-oriented’ Somali networks and organisations all over the world (‘Somali Diaspora’). In so doing, I assume that they manage both, practicing sameness and difference at the same time. It is this dynamic of making sameness and difference that lies in the centre of a process I refer to as Relational Integration. For the purpose of this study, I have examined and explained these processes on a microanalytical level and defined situations and places when and where Relational Integration was taking place. For practical reasons an ethnographic approach was considered to be the most effective way to study Somali lifeworlds in Germany and Finland. Noting Somali literature and case studies it seems that social networks provide a gainful means for understanding not only Somali society, politics, and culture but also processes of Somali migration and resettlement. By following their broader network activities - along what I call the Network Field -, I gained comprehensive insights in what constitutes Somali postmigrant lives and living conditions. As a matter of fact, every Somali I came to know was deeply involved into some kind of ‘home-oriented’ network activity. Whereas some managed to establish cultural or developmental associations, others preferred to attend informal meeting points basically at shops and restaurants where they could chat with other Somalis. Together these networks seemed to provoke a wide range of transnational practices and mobilities among Somali network actors, many of whom utilized their networks precisely for personal purposes and advancement. A closer look at both national contexts reveals a strong contrast of the Somali network scenery: Despite broader similarities between both settings Somalis in Finland have built more than one hundred formal associations. In contrast, Somali-German formal organisations are less often established. Instead, informal meetings points created around shops/restaurants are established and frequently attended by Somalis living farther. This example highlights that both empirical settings provide very different opportunities for migrant networking and self-organisation. Referring to the expressed needs of Somali postmigrants to achieve a new sense of home and belonging it is consequent to ask how these significantly different opportunities translate into better or worse opportunities, experiences, and outcomes of integration among the people affected. Thus, this research is split into two related topics of interest: firstly, to illustrate from a comparative perspective the networking and self-organisation processes among Somali postmigrants by presenting a variety of different networks in both research contexts. Secondly, the aim of the study was to explore the ways Somalis handle and respond to their new environments by showcasing various processes and mechanisms of Relational Integration. This doctoral thesis offers theoretically and practically valuable insights on how connections and commonality are created within a context of cultural diversity/ difference. This might help to tackle ‘the key issue of the 21st century’ of how ‘to make a life together at the same place’ (Cohen/ Sheringham, 2017: 1; referring to an interview with Stuart Hall), and to realize a better cooperation and co-existence of residents and neighbours sharing the same space but not necessarily the same origin, language, or attitudes.

Weitere Angaben

Publikationsform: Dissertation (Ohne Angabe)
Keywords: Relationale Integration; qualitative Netzwerkanalyse; (post-)migrantische Vernetzung/Selbstorganisation; ethnographisch forschen im Netzwerk-Feld; Transnationalismus/relationale Geographie; Theorie der Praktiken; das Selbst im Kontext von Migration; Herkunftsland Somalia; Aufnahmeländer Deutschland und Finnland
Themengebiete aus DDC: 300 Sozialwissenschaften
300 Sozialwissenschaften > 300 Sozialwissenschaften, Soziologie
300 Sozialwissenschaften > 320 Politikwissenschaft
300 Sozialwissenschaften > 360 Soziale Probleme, Sozialdienste
300 Sozialwissenschaften > 390 Bräuche, Etikette, Folklore
900 Geschichte und Geografie
900 Geschichte und Geografie > 960 Geschichte Afrikas
Institutionen der Universität: Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Geowissenschaften
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Geowissenschaften > Professur Politische Geographie
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Geowissenschaften > Professur Politische Geographie > Professur Politische Geographie - Univ.-Prof. Dr. Martin Doevenspeck
Graduierteneinrichtungen > University of Bayreuth Graduate School
Graduierteneinrichtungen > BIGSAS
Fakultäten
Graduierteneinrichtungen
Sprache: Deutsch
Titel an der UBT entstanden: Ja
URN: urn:nbn:de:bvb:703-epub-5919-0
Eingestellt am: 11 Jan 2022 07:52
Letzte Änderung: 11 Jan 2022 07:52
URI: https://epub.uni-bayreuth.de/id/eprint/5919

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